Reisevorbereitung

Die Auszeit richtig planen

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Die Auszeit richtig planen

Ihr wollt eine längere Auszeit nehmen und die Welt bereisen? Super Idee. Eine der großen Fragen, die sich meist in diesem Zusammenhang stellt, ist die Frage nach dem Wann. Nach dem perfekten Zeitpunkt. Direkt nach dem Studium oder der Ausbildung hat man in der Regel viel Zeit, dafür wenig Geld. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung verfügt man über genügend Erspartes, aber will man dann wirklich den hart erkämpften Job wirklich dafür aufgeben?

Wir haben nach dem Studium einige Jahr gearbeitet und Geld zurückgelegt, um 25.000€ pro Person zusammen zu sparen. Somit wäre zumindest das Geldproblem gelöst. Aber etwas flau im Magen wurde uns schon, als wir über unseren Job nachdachten. Wir mögen unsere Arbeit und wer weiß, ob wir danach wieder einen guten Job bekommen? Gerade dann, wenn wir nach 12 Monaten von der Weltreise wiederkommen und Geld benötigen?

Wir haben im Internet nach verschiedenen Möglichkeiten über die Gestaltung einer Auszeit recherchiert und die verschiedenen Optionen abgewogen.

Welche Auszeitmodelle kommen für Berufstätige in Frage?

Urlaub/Überstunden

Wenn ihr nur 1-3 Monate die Welt erkunden wollt, gibt es die tolle Möglichkeit, den kompletten Urlaub und Überstunden zusammen für eine längerfristige Reise zu nutzen. Natürlich muss hier der Arbeitgeber auch mitmachen. Freunde von uns haben innerhalb von ein bis zwei Jahren haufenweise Überstunden angesammelt, die sie dann zusammen mit dem Jahresurlaub am Stück genommen haben. Da wir ein Jahr lang um die Weltreise reisen wollen, reicht leider unser Jahresurlaub von 30 Tagen und die angesammelten Überstunden bei weitem nicht aus.

Kündigung

Eine weitere Möglichkeit, wäre die Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Dies ist vor allem interessant für diejenigen unter euch, die ohnehin unzufrieden mit ihrem Job sind und sich neu orientieren wollen. Oder eben für diejenigen, die nicht genau wissen ob und wann sie überhaupt von der Reise zurückkehren. Dabei solltet ihr beachten, dass ihr nach der Kündigung – solange ihr im Ausland reist – kein Arbeitslosengeld beziehen dürft. Aber da wir mit unser Arbeit zufrieden sind, sehen wir diese Variante eher als letzte Möglichkeit an, wenn andere Modelle der Auszeit nicht vom Arbeitgeber akzeptiert werden.

Unbezahlter Urlaub

Eine weitere Möglichkeit für eine längere Auszeit ist der unbezahlte Urlaub. Doch was ist dies genau? Beim unbezahlten Urlaub wird eine Zeitspanne vereinbart, in der der Mitarbeiter nicht arbeitet und in der das Arbeitsverhältnis ruht. Das bedeutet wiederum auch kein monatliches Einkommen und keine zusätzlichen Leistungen. Nebenpflichten, die im Arbeitsvertrag geregelt sind, beispielsweise Treuepflicht und Wettbewerbsverbot, bleiben jedoch weiterhin bestehen – schließlich sind wir nach wie vor im Unternehmen angestellt. Das Arbeitsverhältnis ist also an dieser Stelle auf Eis gelegt und die Fortsetzung folgt zu einem späteren Zeitpunkt. Der Vorteil ist, dass ihr euch keine Gedanken am Ende der Weltreise machen müsst, wie es beruflich weitergeht. Ihr könnt direkt wieder mit euren alten Job beginnen. Unbezahlter Urlaub ist für Unternehmen mit wenig Verwaltungsaufwand verbunden und wird daher gern als Auszeitmodell dem Arbeitnehmer vorgeschlagen. Leider werden dabei auch die Pflichtversicherungen, wie z.B. die Einzahlungen in die gesetzliche Krankenkasse sowie in die Arbeitslosen- und Rentenversicherung ausgesetzt. Dies ist u.a. für euch wichtig, wenn ihr kurzfristig einen Stopp in Deutschland während des unbezahlten Urlaubs plant, um z.B. eure Eltern zu besuchen. Für diesen Zeitraum müsst ihr euch selbst bei der Krankenversicherung versichern und die Beiträge bezahlen. Wenn ihr plant, vorzeitig in Rente zu gehen und die Vorzüge der aktuellen Rentenreform für die Minderung der Rentenabschläge zu nutzen, ist eine möglichst fortlaufende Rentenbeitragszahlung für euch wichtig. Diese Lücke könnt ihr aber mit freiwilligen Beiträgen für die Rentenversicherung schließen.

Sabbatical:

Ein sehr bekanntes Modell der Auszeit ist das das Sabbatjahr.

Der Begriff Sabbatical stammt ursprünglich aus der Bibel und vom hebräischen “Sabbat”: “Im siebten Jahr soll das Land eine vollständige Sabbatruhe zur Ehre des Herrn halten”. Gemeint war damals zwar die Pause für den Acker aber heute wird dieser Begriff für die moderne Auszeitform vom Arbeitsalltag genutzt. Ideal also für längere Reisen wie unsere.

Bei diesem Modell könnt ihr zeitlich befristet, meist für drei bis zwölf Monate, aus dem Arbeitsalltag aussteigen und danach wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Die freie Zeit wird durch Abbau von Arbeitszeitkonten (Überstunden), durch Gehaltsverzicht oder Gehaltsreduzierung möglich. Ein Beispiel dafür wäre, dass ihr ein Jahr für das halbe Gehalt arbeitet und dann im nächsten Jahr während der Auszeit die andere Hälfte des Gehaltes ausgezahlt bekommt.

In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Regelungen, die einen Anspruch von Arbeitnehmern auf ein Sabbatical festlegen. Viele Arbeitgeber fördern allerdings dieses Modell, weil sie sich Vorteile für die Entwicklung der Arbeitnehmer versprechen. Oft kann man auch schon unauffällig im Intranet des Unternehmens recherchieren, ob eine solche Form bereits angeboten wird und welche Anforderungen das Unternehmen daran knüpft. Bei Franzi ist ein Sabbatical an eine zweijährige Betriebszugehörigkeit geknüpft und fällt schon mal flach. Oder vielleicht kennt ihr ja schon einen Kollegen, der schon mal ein Sabbatjahr genommen hat? Ein Gespräch mit den Vorgesetzen solltet ihr gut vorbereiten. Reist ihr beispielsweise wie wir, viel um die Welt, profitiert der Arbeitgeber sicherlich auch von euren gefestigten Englischkenntnissen. Auch neue Sprach- und Kulturerfahrungen wie vielleicht ein Aufenthalt in Indien, können die produktive Zusammenarbeit mit den indischen Kollegen in euren Unternehmen steigern. Es gibt also zahlreiche Möglichkeiten den Arbeitgeber von einen solchen Auszeitmodell zu überzeugen. Ihr müsst nur die zu euch passenden Vorteile bei der Beantragung mit dem Arbeitgeber besprechen.

Einer der Vorteile beim Sabbatical ist – wie bei dem unbezahlten Urlaub – der sichere Einstieg in den alten Job nach dem Ende der Reise. Solltet ihr dann im Job merken, dass die Reise euch verändert hat und ihr nun auch eine berufliche Umorientierung sucht, könnt ihr euch Zeit nehmen, um euch mit einer solchen Thematik zu beschäftigen, ganz ohne Zeit- oder Kostendruck. Darüber hinaus werden alle Sozialversicherungsbeiträge während der Weltreise vom Arbeitgeber bezahlt. Damit seid ihr weiterhin auch in Deutschland krankenversichert und zahlt regelmäßig in die Rentenversicherung ein.

Und einen finanziellen Vorteil hat das Modell auch.

Für das Sabbatjahr muss das notwendige Gehalt zuvor angespart werden. Dies kann jedoch flexibel kombiniert werden. Ein Teil des notwendigen Betrages könnt ihr sicherlich durch entstandene Überstunden oder Bonuszahlungen (Weihnachtsgeld, Anteile am Unternehmenserfolg, …) ausgleichen. Aber reichen wird dies sicherlich nicht. Ihr müsst euch also auch mit der Thematik  Gehaltsreduzierung beschäftigen.

Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Um das Ganze besser zu erklären, habe ich eine kleine Hilfstabelle erstellt. Vielleicht ist euer Gehalt dabei 🙂

Wenn ihr unbezahlten Urlaub nehmt, würdet ihr während der Reise kein Gehalt vom Arbeitgeber erhalten und müsst die Reise komplett von den aufgebauten Ersparnissen finanzieren (siehe Tabelle).

Unbezahlter Urlaub:

Jahresgehalt Brutto (1. Jahr Sparen)

40.000,00 €

50.000,00 €

60.000,00 €

70.000,00 €

Unbezahlter Urlaub (2. Jahr Reisen)

0 €

0 €

0 €

0 €

∑ Gehalt Netto 2 Jahre

25.110,00 €

29.996,28 €

35.004,60 €

39.807,24 €

 

Wenn ihr zu den Glücklichen gehört, die ein Sabbatical nehmen dürfen, könnt ihr monatlich einen gewissen Anteil von euren Gehalt in ein „Sabbiticalkonto“ einzahlen. Dieser Betrag wird euch dann während der Weltreise ausgezahlt. Ein klassisches Beispiel ist die Halbierung des Gehalts. Ihr solltet jedoch vorher prüfen, ob ihr auch mit dem verringerten Gehalt die Lebensunterhaltungskosten in Deutschland bis zur Reise abdecken könnt.

Sabbatical:

Jahresgehalt Brutto (1. und 2. Jahr)

20.000,00 €

25.000,00 €

30.000,00 €

35.000,00 €

∑ Gehalt Netto 2 Jahre

28.679,28 €

34.314,48 €

39.783,36 €

45.087,12 €

 

Der große Vorteil beim Sabbatical ist die Verringerung der Lohnsteuer und die damit verbundene Erhöhung eures Nettogehaltes. Je nach euren Gehalt ist bei der Wahl dieses Modells eine Steuerersparnis zwischen 3.569- 5.279 € möglich, welche sicherlich gut für die Reisekasse verwendet werden kann.

Unbezahlter Urlaub vs. Sabbatical:

∑ Gehalt Netto 2 Jahre Unbezahlter Urlaub

25.110,00 €

29.996,28 €

35.004,60 €

39.807,24 €

∑ Gehalt Netto 2 Jahre Sabbatical

28.679,28 €

34.314,48 €

39.783,36 €

45.087,12 €

∑ Steuerliche Ersparnis

3.569,28 €

4.318,20 €

4.778,76 €

5.279,88 €

 

Der minimale Betrag des Sabbaticalgehaltes liegt monatlich bei 600€. Wenn ihr also nicht euer Gehalt um 50% im Vorjahr der Reise reduzieren könnt, ist dies eine attraktive Alternative. Selbst bei der minimalen Gehaltsverteilung erwartet euch eine kleine Steuerersparnis durch geringere Lohnsteuerklassen während der Sparphase und des Sabbatjahres.

Jahresgehalt Brutto (1. Jahr)

32.800,00 €

42.800,00 €

52.800,00 €

62.800,00 €

Jahresgehalt Brutto (2. Jahr)

7.200,00 €

7.200,00 €

7.200,00 €

7.200,00 €

∑ Gehalt Netto 2 Jahre

27.090,24 €

32.215,92 €

37.044,60 €

42.076,20 €

∑ Steuerliche Ersparnis

1.980,24 €

2.219,64 €

2.040,00 €

2.268,96 €

 

Das Sabbatical-Modell kann auch zeitlich flexibel angewandt werden. Auch wenn ihr euch nicht schon ein Jahr im Voraus für eine Weltreise entschieden habt, kann ein Sabbatical Sinn machen: Der Betrag für das Sabbaticalkonto kann auch kurzfristig angespart werden. Hier ein Beispiel:
Nehmen wir an ihr verdient 60.000 Euro Brutto im Jahr und wollt während der Auszeit 600€ Brutto Gehalt beziehen. Wenn ihr nun beispielsweise 4 Monate vorher anfangt, das Konto für das Sabbatjahr zu füllen, müsst ihr monatlich 1.800€ von euren Gehalt abziehen. Selbst bei solchen kurzfristigen Einzahlungsmodellen ist eine nicht unerhebliche Ersparnis der Steuer möglich:

 

Gehalt je Monat

Summe

monatliches Gehalt Netto (Monat 1-8: Normales Gehalt)

2.917,05 €

23.336,40 €

monatliches Gehalt Netto (Monat 9-12: reduziertes Gehalt)

2.024,85 €

8.099,40 €

monatliches Gehalt Netto (Monat 13-24: Sabbatical Gehalt)

475,35 €

5.704,20 €

∑ Gehalt Netto 2 Jahre

37.140,00 €

∑ Steuerliche Ersparnis

2.135,40 €

 

Und für welches Auszeit Modell haben wir uns entschieden?

Wir beide haben versucht, wegen der oben genannten Vorteile, mit unseren Arbeitgebern ein Sabbatical zu vereinbaren. Wie schon erwähnt, kommt für Franzi leider kein Sabbatical in Frage. Die Möglichkeit des Sabbaticals ist bei ihr an eine zweijährige Betriebszugehörigkeit geknüpft. Sie arbeitet leider erst seit etwas mehr als einem Jahr bei dem Arbeitgeber. Immerhin hat das Unternehmen einen unbezahlten Urlaub angeboten, welches sie auch angenommen hat. So ist zumindest ein geregeltes Einkommen nach der Weltreise möglich.

Ich arbeite schon etwas länger bei meinem Arbeitgeber und hatte das Glück, dass diese Thematik bereits viele weitere Kollegen angesprochen hatten. So war mein Unternehmen bereits ausführlich über das Sabbatical Modell informiert und hat es mir auch gleich nach meiner Anfrage angeboten. Da ich das Gespräch mit meinen Unternehmen erst dieses Jahr führen konnte, habe ich mich dafür entschieden während des Sabbatjahres 600€ Gehalt zu beziehen. Es werden alle Sozialversicherungen fortgeführt und ich kann diesen Betrag in den letzten 5 verbleibenden Monaten bis zu unserer Reise von meinen Gehalt anteilig abziehen.

Aus unseren Erfahrungen können wir nur positiv von unseren Gesprächen mit den Arbeitgebern berichten. Sie waren sehr aufgeschlossen und haben unsere Vorhaben unterstützt.

Wir wünschen euch viel Glück bei euren Auszeitgesprächen 😊